Eine Fahrt gegen das Vergessen

Erstmals brachen 46 Schülerinnen und Schüler aus der Q1 und der Q2 der Clara-Schumann-Gesamtschule Kreuztal  vom 05.11-09.11 zu einer Exkursion gegen das Vergessen und für das aktive Erinnern nach Krakau auf.  Organisiert wurde dieses Projekt von den Geschichtslehrern Herrn Schieweck und Frau Kotter, unterstützt wurden sie bei dieser Reise von einem weiteren Oberstufenlehrer, Herrn Schneider. Die Fahrt, die durch viele Förder- und Stiftungsgelder zu einem absolut darstellbaren Preis angeboten werden konnte, wird den beteiligten Schülerinnen und Schülern sicher als ein unvergessliches Erlebnis ihrer Schullaufbahn in Erinnerung bleiben. Die Schüler erhielten die Gelegenheit, die wunderschöne Stadt Krakau intensiv kennenzulernen und sich mit der jüdischen Kultur, durch den Besuch des jüdischen Viertels, vertraut zu machen. Wichtigster Bestandteil dieser Exkursion, die sowohl im Unterricht als auch durch mehrere außerschulische Termine pädagogisch und didaktisch penibel vorbereitet wurde, war jedoch die Besichtigung der Gedenkstätten Auschwitz I und Auschwitz-Birkenau.

Unter kompetenter Anleitung tauchten die Schülergruppe und die sie begleitenden Lehrer in die schreckensbringende Zeit des zweiten Weltkriegs und des Naziregimes ein und lernte das düsterste Kapitel deutscher Geschichte am bedrückenden Ort des Geschehens selbst kennen.  Neben der Führung durch das Stammlager gab es die Gelegenheit an zwei Workshops, die sich mit Ausbruchsversuchen aus dem Konzentrationslager und der Situation von Kindern und Jugendlichen in Auschwitz beschäftigten, teilzunehmen. Schließlich galt es Auschwitz-Birkenau, also das Vernichtungslager, zu besichtigen mit Hilfe von polnischen Historikern, die sich darauf verstanden, die Schülerinnen und Schülerinnen kompetent und aufwühlend zugleich durch das Lager zu geleiten. Hier, wo 1,2 Millionen Juden ihren grausamen Tod fanden, konnte niemand kalt bleiben und verschlug es vielen regelrecht die Sprache. Was bislang für viele unvorstellbar war, wurde nun bittere Realität, die zum Greifen nah war: Leid, Schmerz, Traurigkeit, wohin man seinen Blick auch schweifen ließ.

Der Anblick einer alten jüdischen Frau, die sich beim Anblick der Überreste einer Gaskammer aus ihrem Rollstuhl erhob und zu weinen anfing, wird ein unvergessenes Mahnmal bleiben. Umso wichtiger war es dann, den  Schülern die Gelegenheit zu geben, über ihre Gefühle und Emotionen zu sprechen im Rahmen der Nachbereitung, die allabendlich im Hotel stattfand. Manche nahmen diese Gelegenheit auch sehr gerne wahr und manche zogen es vor zu schweigen. Alles in allem lässt sich konstatieren, dass es sicher kein leichtes Unterfangen war, dorthin zu fahren, wo, wie es eine der Historikerinnen treffend brutal ausdrückte, „die Hölle zuhause war.“

Nichtsdestotrotz war es eine Fahrt, die in der Retroperspektive als mehr als lohnend  erscheint, denn angesichts unserer modernen Zeit, in der Rechtspopulismus mehr und mehr Aufwind erfährt, ist es, gerade für die heutige Generationen, unerlässlich, nicht zu vergessen und bewusst darin erinnert zu werden, zu welch Gräueltaten Menschen aus purer Verblendung heraus fähig sein können und wie schnell aus rechtspopulistischem Wahn der größte Sündenfall der Menschheit werden kann.

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