Klassenlehrerin Marion Vitt schaute in viele müde und manche traurigen Gesichter, als sie nach den Sommerferien vor ihre 9. Klasse trat. So kannte sie ihre sonst lebendigen Schülerinnen und Schüler nicht – Corona mit den vielen Lockdowns hatte sichtlich Spuren hinterlassen. Daher wurde gemeinsam mit dem Kollegen Marek Bachmann der Entschluss gefasst, jede Chance zu nutzen, um die Lerngruppe zu aktivieren. Da traf es sich gut, dass im Rahmen des Programms „Extra-Geld“ die Landesregierung den Schulen Mittel zur Verfügung gestellt hat, um die Folgen der Pandemie für die Jugendlichen zu lindern, z.B. durch Besuche außerschulischer Lernorte und andere Aktivitäten, die das Miteinander-Lernen stärken. Da die Klasse als Profilschwerpunkt Themen aus den Bereichen Technik und Naturwissenschaften hat, lag es nahe, entsprechende Lernorte zu besuchen. Zumal hier auch Erkenntnisse und Erfahrungen für die Suche nach einer Ausbildung oder einer Studienrichtung gewinnen können – auch die an der Kreuztaler Gesamtschule sonst sehr ausgiebige Berufsorientierung (die Schule ist Trägerin des „Berufswahlsiegels“) hatte schließlich in der Pandemie nur eingeschränkt, Praktika so gut wie überhaupt nicht stattfinden können.

Die Wahl der zu besuchenden außerschulischen Lernorte fiel von daher passend auf das Technikmuseum Freudenberg und den Fachbereich Chemiedidaktik der Universität Siegen.

Beim Besuch im Technikmuseum wurde die Lerngruppe zuerst durch die ehrenamtliche Mitarbeiterin Gudrun Denker über das Museum informiert und dann ging es in zwei Gruppen weiter: Die eine Gruppe baute im Technikraum ein Mausefallenfahrzeug. Den Schülerinnen und Schülern gelangen durch den Einsatz verschiedener Werkzeuge funktionierende Konstruktionen, die sie mit großem Spaß am Ende in ein kleines Mausefallenautorennen gegeneinander antreten ließen. In der anderen Gruppe konnten sie sich im Rahmen einer Führung einen Überblick über die große Vielfalt an älteren technischen Geräten in der Ausstellung des Freudenberger Museums verschaffen. Besonders beeindruckend war für die Jugendlichen der Lärm und die Funktionsweise der alten, riemengetriebene Maschinen, die ihnen als Vorläufer unserer modernen Werkzeugmaschinen vorgestellt wurden.

An einem weiteren außerschulischen Unterrichtstag konnten die 9. Klässler dann im Schülerlabor des Instituts für Chemiedidaktik an der Uni Siegen Einblicke in die Welt der Naturwissenschaften gewinnen. Unter Anleitung von Dr. Udo Führ konnten sie sich bei einem Besuch im Labor von den und im Vorlesungssaal bleibende Eindrücke von der Lernumgebung von Chemiestudierenden, aber auch von den Themen und Methoden moderner Forschung. Daneben erhielten sie im Schülerlabor die Möglichkeit, sich praktisch zu erproben- es wurde eine sogenannte „Grätzelzelle“ gebaut und dabei erfuhren die Schülerinnen und Schüler ganz praktisch, wie alternativen Wege der Stromerzeugung funktionieren.

Die Klasse nahm die beiden außerschulischen Lernangebote mit Neugier und Engagement an, so dass es den beiden Klassenlehrern leichtfiel, mit ihr am regulär im Plan vorgesehenen Wandertag einen Wunschort zu besuchen: Die Schülerinnen und Schüler wählten einen Besuch in Köln. Eine Führung durch die Kölner Altstadt rundete das Gegenprogramm zum Sitzen vor dem PC im Homeschooling zur vollsten Zufriedenheit aller ab.